Die Welt ruft
Heute spulen wir zurück zum Anfang unserer Geschichte.
Wie alles begann, ein paar Tipps und unsere ersten Stopps mit dem Camper auf unserer Europareise.
Mit einem breiten Grinsen in unseren Gesichtern und unfassbar guter Laune starteten wir mit dem Campervan in Richtung Freiheit.
Hierzu wurden selbstverständlich die albersten Klassiker wie „Eisgekühlter Bommerlunder“ und die merkwürdigsten Rapper lautstark im Auto gesungen.
Wer kennt’s nicht?
Unseren berauschten Zustand, ohne jeglichen Drogenkosum, haben wir wohl unserer Traumerfüllung die Welt zu bereisen zu verdanken. An dieser Stelle muss ich ein Zitat einbringen, dass an meine unbeschreibliche Australienreise, vor nun bald 2 Jahren, mit meiner gut gewonnen Freundin Jessica erinnert:
,,PLANLOS GEHT DER PLAN LOS“
Und genau so ist es. Ohne jegliches Zeitlimit oder zu wissen wo wir nächste Woche sind, begannen Max und ich unser großes Abenteuer erneut.
Nur diesmal gemeinsam.
Damals…
Ich weiß noch als wäre es gestern gewesen, als ich gerade von meiner großen Neuseelandreise zurückkehrte und nach Braunschweig zog. In meinem neuen Job lebte ich mich gut ein und meine schicke Maisonetten – Wohnung bekam Stück für Stück mehr Möbel. Irgendwo dazwischen lernte ich Max kennen. Voller Lebenslust. Er verzauberte mich bereits beim ersten Treffen. Wir gingen gemeinsam wandern im Harz, aßen Stockbrot am Lagerfeuer mitten in einer Höhle und über uns flogen die Sternschnuppen kreuz und quer. Wie roooomaaantiiisch!
Nur drei Treffen später fragte mich Max, ob ich Lust hätte mitzukommen. Mitkommen auf die große Europareise mit seinem Camper.
,,AUF JEDENFALL!“ ,
war ganz klar meine Antwort.
Eine Menge Euphorie machte sich breit.
Doch waaaarte.
Was ist mit meiner Wohnung? Meinem Job?? Meinen Freunden? Meiner Familie? All meinen Sachen?
Gefühlswirrwarr.
Diesmal hatte ich mir doch fest vorgenommen länger in Deutschland zu bleiben!! Nix da. Das Leben spielt wohl immer anders als man denkt. Gut. 1000 ausgemalte Worst-Case Szenarien später war ich festentschlossen mitzukommen. Das Leben umkrempeln und alles zurücklassen für einen völlig Fremden.
Ein kleiner Tipp, wie ich meine Ängste leichter überwinden konnte:
Schreibe dir das Worst-Case Szenario auf,
also das schlimmste was in deinem Fall passieren könnte.
Falls es schlimmer sein sollte, als du es ertragen könntest – Lass es! Aber ich verspreche dir in den meisten Fällen gibt es eine Lösung!
Eins von 1000 Worst-Case Szenarien war von mir zum Beispiel:
,,Max und ich könnten uns im Campervan während der Reise heftig streiten und dann stehe ich ohne Wohnung, ohne Job und ohne Sachen da!“
Danach überlegte ich also, welche Schritte notwendig wären, um dieses negative, “eventuell“ Ereignis so gut wie möglich ausgehen zu lassen.
Ohne Wohnung :
Okay eine Unterkunft würde ich immer bekommen. Im schlimmsten Fall kann ich zu 100 % bei meiner Familie oder bei Freunden unterkommen.
Danach könnte ich dann einfach nach einer neuen Wohnung Ausschau halten!
Ohne Job :
Okay ein Job würde ich auch immer bekommen. Aber ob der dann auch gut ist? Ob ich das Team dann auch mag?
Tja Janet, vielleicht nicht, aber vielleicht ist es sogar noch besser und wenn nicht dann such dir halt einen ganz anderen Job!
Ohne Sachen :
Okay ich schätze dafür sind ein paar Rücklagen da oder? Einfach neue Sachen kaufen- oder noch viel besser bei Ebay schauen und die Hälfte kostenlos hinterhergeworfen bekommen. Und seien wir mal ehrlich: Wie viel Krams benutzt man wirklich? Ich hatte 1000 Kleider, Schuhe und habe vielleicht 1/10 davon nur mal angeschaut. Also verscherbelte ich meinen ganzen Überfluss und bekam sogar noch richtig viel Geld dafür!
Tada, da ist die Aufstockung der Rücklagen!
Negatives in Positives umwandeln. Irgendwie klappt es doch immer. Außer man möchte es nicht wirklich oder an erster Stelle steht einfach etwas, für einen selbst, bedeutsameres. Was auch voll Okay ist!
Viele sagen häufig zu mir:
,, Das würde ich auch am liebsten machen.“ ,,Einfach um die Welt reisen und alles stehen und liegen lassen.“
Stimmt nicht. Weil dann würdest du es tun.
Anscheinend steht bei dir bisher noch etwas anderes im Fokus ( Die Sicherheit von Geld? Ein festes Einkommen? Dein täglicher Sport? Deine Familie? Deine Freunde? Deine Routine? Deine allgemeine Sicherheit? Wer weiß, wer weiß. Aber Ziele ändern sich und es ist nie zu spät anzufangen. Egal was für einen Traum du hast. Schreib ihn auf und finde Schritte, wie du deinem Ziel näher kommen kannst! Denn genau das ist es doch was das Leben ausmacht: Leben.
,,Augen zu und durch!“
Vor 10 Jahren hätte ich allen den Vogel gezeigt, wenn sie mir erzählt hätten, dass ich eines Tages Australien, Neuseeland, Vietnam, Südamerika und so viele weitere Länder sehen werde. So oft habe ich mein normales, sicheres Routine – Leben hinter mir gelassen und jedes Mal aufs Neue hatte ich unglaubliche Angst. Worst Case Szenario. Worst Case Szenario. Worst Case Szenario!
Zurück in die Vergangenheit…
Alsoooo. Ich kannte Max nicht mal wirklich. Drei Treffen? Was ist das schon?
Doch wir waren bis über beide Ohren verknallt. Und wer verliebt ist, ist nun mal naiv. Und naiv sein ist nicht immer schlecht! Also kündigte ich schweren Herzens meine geliebte Wohnung, meinen Job, verkaufte meine Möbel, meine Kleidung, mein Auto – solange bis ich irgendwann nur noch mit einer kleinen Wassermatratze auf dem nackten Boden meiner Wohnung schlief.
Unsere ersten Stopps auf der Europareise…
Okertalsperre & Hahnenklee
Unser erster Stopp war die Okertalsperre bei Altenau im Harz im Landkreis Goslar. Dem schönen Wetter sei Dank fuhren wir mit unseren Inlinern umher. Dabei entging uns leider auch das Restaurant „Der Windbeutel König“ nicht. Hier stießen wir auf die Einschränkungen geschuldet von Corona. Das Restaurant blieb geschlossen und bot nicht mal einen Lieferdienst. So ein Mist!
Der Sonnenuntergang und die unglaubliche Aussicht von der Talsperre aus schenkten uns jedoch den nötigen Trost.
Kassel – Bergpark Wilhelmshöhe
Mit dem aktuell „Typischen Aprilwetter“ machten wir uns auf nach Kassel. Auf Wunsch von Max beschreibe ich das Wetter nochmal etwas genauer : Mit typischen April Wetter meinte ich Schneesturm beigesetzt mit strahlender Sonne und kaltem Wind.
Das mit hunderten von Stufen erreichbare Museum, die Löwenburg und das Schloss waren nur einige der vielen Highlights des wunderschönen Parks in der Nähe der Innenstadt. Es war sooo schön!
Sächsische Schweiz
Wir machten uns auf in das Elbsandsteingebirge des Nationalparks Sächische Schweiz. Dort wanderten wir zu den klassischen Sehenswürdigkeiten. Die Bastei ist eine riesige Felsformation mit Aussichtsplattform, die einen Blick über das Elbtal und das Lausitzer Bergland bietet.
Als Nächstes stiegen wir auf die große zerklüftete Felsgruppe „Die Schrammsteine“.
Aber mein absolutes Highlight war der Klettersteig Häntzschelstiege. Wir legten uns unsere Klettergurte an und stiegen zwischen enorm steilen und engen Felswänden entlang. Ich fühlte mich wie mitten in einem Abenteuerfilm teleportiert. Es war einfach Perfekt. Vorausgesetzt man vergisst zügig den Dreck unter Max seinen Schuhen, der beim Aufsteigen mir netterweise ständig direkt ins Gesicht flog.
TIPP:
Kauft euch eine Kletterausrüstung. Das ist nämlich eine kostenlose Aktivität, die uns Corona vorerst nicht genommen hat!
Achso, und klopft euch vorher die Schuhe ab!!!
Stuttgart
In Stuttgart trafen wir zwei Freunde von Max, die uns eine private Rundführung gaben. Zum ersten Mal wurde ich vertraut gemacht mit dem sogenannten
,,Foodsharing“.
Dies bedeutet übersetzt ,,Essen teilen“. In einer kleinen Abstellkammer werden für jedermann Lebensmittel von großen Supermärkten oder privaten Haushalten kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies dient dazu der großen Lebensmittelverschwendung vorzubeugen. Die Produkte sind aufgrund von Überproduktion oder Haltbarkeit für die Unternehmen nicht mehr verkaufstüchtig. Aber auch Anwohner legen gerne etwas aus ihrem zu vollen Kühlschrank hinzu.
Wie oft wir essen wegschmeißen, obwohl wir jemand anderen eine Freude machen könnten?
Zu unserem Glück wurde gerade erst beliefert , so dass wir fröhlich an unserem leckeren Brezel Snack knabberten.
Ganz oft nutzten wir auch die App : ,,Too Good To Go“
Das ist eine App für dein Handy, in der verschiedenste Restaurants ihr “nicht verkauftes“ Essen anbieten. Es ist einfach zu schade zum wegschmeißen und glaubt mir, wir hatten riesige Ladungen voller Sushi, frischer Pizza, leckerer Bowls und 1000 anderer toller Gerichte, zu einem Drittel des Originalpreises. Probier es einfach mal aus!
P.s. : Achte auf die Bewertungen, daran kannst du meistens schon im Voraus erkennen, ob es sich lohnt dort zu bestellen!
Würzburg
Leben in der Großstadt
Von unserem Stellplatz aus hatten wir eine direkte Aussicht über ganz Würzburg. Wir standen mitten zwischen den Weinfeldern, währenddessen die Stadt uns ein einzigartes Lichterspiel von oben präsentierte. Am nächsten Tag erkundeten wir die Innenstadt.Wobei wir uns die Residenz, Festung Marienberg, die alte Mainbrücke, den Dom und die Wallfahrtskirche nicht entgehen ließen.
Der Bodensee
Urlaubsfeeling Pur.
Zu Allererst muss ich sagen, dass die Bodensee-Form aussieht wie ein schwimmender Taucher. Aufgrund dessen dachte ich nicht nur einmal das eine Tauchschule vor uns steht.
Das Wasser ist glasklar , die Wege mehr als gepflegt und die Blumen blühen farbenfroh an jeder Ecke. Ein typischer Touristenort eben, aber von Touristen ist dieses Jahr wohl kaum zu sprechen. Häufig waren die Gänge in der Innenstadt menschenleer.
Als wir uns beim Griechen etwas zu essen holten wurde die aktuelle Corona Situation nochmal ein weiteres Stück deutlicher. Der Eigentümer erklärte uns mit seinem griechischen Akzent, dass er in seinem Restaurant bereits 6 Monate auf die Unterstützung vom Staat wartete und aufgrund der Pandemie die Besucher stets ausbleiben. Verzweiflung machte sich in seiner Stimme breit. Wie viele wohl ihren Job in dieser Krise verloren haben? Ein kleines Funkeln trat in seinen Augen zurück, als er uns das mit Liebe zubereitete Essen überreichte. Jetzt bleibt also nur noch die Hoffnung.
Und unsere Hoffnung die Welt doch noch sehen zu können, trotz gewaltiger Einschränkungen lässt uns schließlich weiterziehen in die nächsten kleinen Städte, wie Konstanz, Sipplingen, Überlingen, Meersburg, Friedrichshafen und Lindau.
Und natürlich kann nicht in jeder Stadt alles gut laufen. Nach meinem wunderbaren Aufprall auf der Wiese, durch meine nicht vorhandene Fähigkeit beim Inliner fahren zu bremsen, ging ich mit ein paar dazu gewonnenen Schürfwunden nach Hause in den Camper.
Aber wie es das Schicksal so will ging es weiter. Bei meiner Ankunft steckte der Kopf von Max halb in der Truhe vom Wassersystem. Wir können von Glück sprechen, dass es zunächst nur in die Wanne floss. Nach mehrmaligen auswringen der Tücher, Austausch des Schlauchadapters und Nachziehen der Schrauben haben wir auch das gemeistert. Dachte man zumindest. Das nächste Problem machte sich breit. Max nutze sein Handy als Lichtquelle, wobei er dieses beim Schließen der Truhe einquetschte. Halb so schlimm, wäre da nicht das komplette Loch im Bildschirm entstanden. Die Nerven lagen mehr als blank. Zwischenzeitlich fingen noch Max Hände an den verschiedensten Stellen an zu bluten.
Bei so einem engen Raum schaukelt man auch gerne Mal die schlechte Laune gemeinsam hoch.
Was ein schöner Tag!
Nächster Stopp: Schweiz