São Paulo – Brasilien
Eintauchen in eine andere Welt
Eine neue Backpacker Reise beginnt, diesmal jedoch nur mit Handgepäck. Unsere Rucksäcke wiegen trotzdem um die 10 Kg. Das ist schon fast wieder zu viel, daher sollte man uns lieber nicht als Vorbild nehmen. 11 Stunden Flugzeit später erreichten wir unser 30 Grad warmen Zielort ! Gott sei Dank gibt es hier in Brasilien die App Uber, so dass es ziemlich leicht und günstig für uns war von A nach B zu gelangen.
Die Armut
Bereits auf der Fahrt in Richtung Innenstadt wurde der totale Kontrast zwischen den Google Bildern und der Realität sichtbar. Auf den Verkehrsinseln, Fußgängerwegen und unter den Brücken sah man überall verschieden farbige Zelte aufgebaut, in denen Obdachlose hausen.
In einem Zelt blickte sogar ein Kind im Alter zwischen 3 – 5 Jahren heraus. Die Haut war leicht gebräunt und bedeckt von einem weißen, weitläufigen Unterhemd. Ein paar Meter weiter saß ein alter Mann mit zerzausten Haaren, langem Bart und eingerissenen, schmutzbedeckten Füßen. Als Schuhe trug er ein Stück Pappe befestigt mit einer dicken Schnur. Nicht selten sieht man hier Menschen die wahllos auf den Boden herumliegen, eingerollt in Hausteppichen oder komplett bedeckt mit grauen Filzdecken.
Zwischendrin liefen ein paar Hühner mit ihren Küken herum. Ab und zu sah man auch einen zotteligen Hund und das alles war umringt von alten Fetzen, Müllresten und ein paar Einkaufswagen. Ich möchte nicht wissen, wie lange es dauern würde, bis jemand bemerkt, dass sich vielleicht unter einem der Teppiche oder der Decken ein Toter verbirgt. Einfach nur eine gruselige Vorstellung! Im Hintergrund standen riesige Hochhäuser, die mit Graffiti bedeckt waren und auf den Straßen fuhren alte Trucks, die den Geruch von Benzin in die Luft wirbelten.
Vor 5 Jahren sah es in Sao Paulo noch ganz anders aus. Grund für die extreme Armut ist die Wirtschaftskrise und natürlich hat Corona das Ganze auch nicht besser gemacht!
Einkaufen und Essen
Hier in Sao Paulo findest du einen Einkaufsladen nach dem Anderen. Es gibt nichts, dass du nicht kaufen kannst und alles ist hier in 10 extra Tüten eingepackt. Wirklich ALLES! Sie wollten sogar unseren 5 Liter Kanister in eine Tüte legen (große Bezweiflung, dass diese gehalten hätte).
Außerdem befinden sich an jeder Ecke Restaurants oder Bars. Und ich liebe die Resteraunts hier! Fast überall bekommst du hier ein Buffet Essen mit frisch gegrilltem Fleisch, gekochtem Gemüse, frischem Salat, typisch brasilianische Teigtaschen und vieles Mehr. Die Währung in Brasilien ist der ,,brasilianische Real‘‘ ( 1 Euro -> 6,33 Real ). Ein All-You-Can-Eat Buffet kostet umgerechnet ungefähr 4,50 Euro pro Person. Alternativ besteht auch die Möglichkeit pro 100 Gramm Tellergewicht abgerechnet zu werden, welches noch günstiger ist und meist völlig ausreicht. Insgeamt würde ich mal sagen, dass hier alles ungefähr halb so teuer ist, wie in Deutschland. Bei manchen Gerichten sogar 3 oder 4 mal so günstig. Ganz besonders toll finde ich auch die frisch gepressten Säfte! Und ENDLICH gibt es hier wieder ACAI Beeren, wie in Australien und Neuseeland. Die Beeren werden hier gemixt und mit süßen Leckereien, wie Honig, Kokosraspeln und Haferflocken faziert.
Die Menschen
Als nächstes möchte ich euch noch kurz etwas über die Menschen erzählen. Oftmals haben sie ein breites Lächeln im Gesicht und sind dazu auch noch äußerst hilfsbereit und gastfreundlich! Leider sind sie aber auch ziemlich ängstlich, was verständlich ist bei der hohen Kriminalitätsrate.
Innerhalb von den ersten zwei Tagen wurden wir von 5 verschiedenen Einheimischen darauf aufmerksam gemacht sehr vorsichtig zu sein. Ein Handy in der Stadt benutzten ? Hier lieber nicht! Während es in Deutschland ganz normal ist den ganzen Tag auf das Smartphone zu schauen, ist es hier eher eine Seltenheit. Selbst im Auto wurde uns strengstens davon abgeraten zu telefonieren. Im Auto?? Unvorstellbar.
Viele Scheiben sind getönt. Auf der Beifahrer-, wie aber auch auf der Fahrerseite. Eine Einheimische, ungefähr im gleichen Alter wie wir, erzählte uns von ihrer Horror- Geschichte. Bereits zweimal brachen Fremde ihr die Autoscheibe ein als sie auf den Weg in die Innenstadt war. Sie stahlen das Navigationsgerät und weitere Wertsachen.
Tipps von den Einheimischen:
Abends sollte man vermeiden noch mitten in der Innenstadt unterwegs zu sein. Besonders nicht alleine. Die Wertsachen sollten so gut es geht unsichtbar sein ( Wir haben immer unsere dünne Bauchtasche, die unter dem T-shirt getragen wird dabei ) und nur sichere Transportmittel sollten ( Uber! ) benutzt werden.
Ein kleiner Bummel um die Stadt herum
Heute besuchten wir einen typischen Flohmarkt. Wie in Deutschland gab es auch hier richtig viel Krims Krams zu kaufen. Doch was man vielleicht eher seltener sieht, ist der Verkauf von kleinen Kätzchen und Hunden, inmitten des Trubels. Danach schauten wir uns die berühmte Grafiti Gegend an. Dort fanden wir kunstvoll fazierte Wände ( und Menschen ) , lauter kleiner Essenstände und dazu noch ein bisschen Life Musik. Plötzlich wirkte alles wieder schön, vertraut und sicher. Und das nur 15 Minuten Fahrt vom Stadtzentrum entfernt. Abends gingen wir noch in eine Bar mit einem brasilianischen Freund von mir. Ich kenne ihn, da wir für einen Monat gemeinsam in Braunschweig gewohnt haben, bevor er wieder in sein Heimatland zurückkehrte.
In den Bars von Brasilien gibt es nur kaltes Bier. Also eher gesagt ,, eisgekühltes Bier‘‘! Die Kühlschränke sind auf – 4 Grad Celcius eingestellt und dazu kommt noch, dass sie das Bier in einem Eis befüllten Eimer servieren. Brasilianer nehmen das aufgrund der sehr warmen/heißen Wetterverhältnisse sehr ernst und verabscheuen lauwarmes Bier. Kommt also das Getränk nicht der Temperatur entsprechend an, wird es zurückgeschickt! Der üblichste Cocktail ist hier der Caipirinha, der ganz fruchtig und süß schmeckt! Außerdem sind kleine Snacks für nebenbei auch hier ganz normal. Wir aßen frittierte ,,Mandiocas‘‘ ( eine Art Wurzel- Gemüse) und mit Käse und Fleisch gefüllte Teigtaschen. Danach wurde noch ordentlich traditionell Samba getanzt!
Kleines Fazit von Sao Paulo :
Wir wurden nun schon oft gefragt, welchen Eindruck wir von Sao Paulo haben. Es ist eine Mischung von Schockierend und Faszination.
Das Essen dort ist sooo lecker, die Menschen sind liebenswert, das Nachtleben endlos und die Sehenswürdigkeiten äußerst beeindruckend. Aber hier in Sao Paulo erlebt man zwei Seiten. Das unbeschwerte Leben, aber auch jede Menge Leid und Hilfsbedürftigkeit.
P.s. : Von Solo- Reisen würde ich hier eher abraten! Speziell im Moment ist es aufgrund der Corona Situation schwierig mit anderen Backpackern in Kontakt zu treten, weil einfach keine da sind und die aktuelle Kriminalitätsrate sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Gut zu wissen:
Bei Einreise nach Brasilien brauchst du ein vollständiges Impfzertifikat, ein Gesundheitsformular, ein aktuellen PCR Test und natürlich deine weiteren Dokumente ( Auslandskrankenversicherung, Reisepass, Standartimpfungen…) !
Bei Einreise von Brasilien nach Paraguay brauchst du eine Gelb Fieber Impfung! Nach nur einer Impfung wird ein lebenslanger Schutz gewährleistet!
Momentan wird in fast JEDEM LAND ( außer Peru ) ein PCR- Test verlangt. Der Test kostet ungefähr 60 Euro! Viele Grenzübergänge sind noch gesperrt. Die Umstände machen es uns nicht einfach, daher müssen wir etwas umplanen und können wahrscheinlich doch nicht so viele Länder mitnehmen, wie geplant.
Jetzt fliegen wir erstmal weiter nach Paraguay!